Montag, 12. Mai 2008

frosch blicke

Es gibt da einen Ort, weißt du. Heißt Südamerika. Und da gibts Berge und es ist warm, und es regnet dauernd, und in den Regenwäldern gibt es unglaublich große Bäume, und ganz oben in den Wipfeln gibts große blumen, sie heißen Bromelien, und Regenwasser sammelt sich in den grpßen Blüten, formt kleine Teiche darin, und es gibt frösche , die ihre Eier in diesen Teich legen, und Kaulquappen schlüpfen daraus, wachsen zu den neuen Fröschen heran, und diese kleinen Frösche verbringen ihr ganzes Leben in den Baumwipfeln, und sie wissen gar nicht, dass die Welt einen Boden hat, das sie voller Dinge ist.

Die großen Blumen hoch in den Wipfeln, haben baumelnde Wurzeln die auf der suche nach Nährstoffen in der feuchten Luft hängen.
Die nahen Blütenblätter aber stellten für die Frösche die Grenze der Welt dar der er lebt, Kaulquappen legt und zu Kompost wird.
Auf diese Weise war der Kosmos beschaffen, soweit sich die Frösche zurückerinnern konnten.
An jenem Tag jagte ein frosch Fliegen und verirrte sich. Er kroch an iner der äußeren Blüten, oder gar an einem Blatt vorbei und sah etwas, dass er noch nie gesehen hatte.
Er sah das Universum.
Besser gesagt: Er sah einen Ast, der im Dunst verschwand. Und mehrere Meter entfernt, in einem Schaft aus blassem Sonnenlicht, fiel ihm eine ander Blume auf. Feuchtigkeit perlte an ihr.
Der Frosch rührte sich nicht von der Stelle und starrte.

Der frosch hatte mittlerweile einige junge Frösche zum Blattrand am Ende der blumenwelt geführt. Sie starrten zum Ast. Vor ihnen erstreckte sich ein dunstiger Kosmos, der nicht nur eine Blume enthielt, sondern Dutzende, woraus sich ein Problem für die Frösche ergab: Sie konnten nur bis eins zählen.
Sie sahen jetzt vielfaches Eins.

Und sie starrten zu den anderen Blumen. Wenn's ums Starren geht, sind Frösche wahre Meister.
Das Denken fällt ihnen wesentlich schwerer. Es wäre nett, hier darauf hinzuweisen, dass die Frösche lange über die neuen blumen nachdachten, über das Leben in der alten und die Notwendigkeit von Forschungsreisen ins Unbekannte, auch über die Hypothese, dass sich die Welt nicht nur auf einen von Blütenblättren gesäumten Teich beschränkte.
Statt dessen dachten die Frösche: "...mimp..."
Aber ihre Gefühle fanden in einer Blume nicht mehr genug Platz. langsam und zögernd rutschten sie auf den Ast.

Einer der Frösche fiel vom Astund verschwand stummzwischen den Blättern tief unten. Kleine Tiere können weit fallen, ohne sich zu verletzten. Es ist also durchaus möglich, dass der Frosch im Wald unterm Baum überlebte und dort Erfahrungen machte, die auf der Liste aller interessanten Froscherfahrungen an zweiter Stelle stehen.
Die übrigen Frösche setzten ihren Weg fort.
Der Frosch ganz vorne drehte sich um und beobachtete die immer kleiner werdende Gruppe. Er sah einen... und einen... und einen... und noch einen, insgesamt also - er runzelte die Stirn, als er zu addieren versuchte.... ergibt genau einen.
Mehrere einer fürchteten sich, und der Anführer begriff: Wenn sie jemals eine neue Blüte erreichen sollten und dort überleben wollten, brauchten sie mehr als einen Frosch. Sie benötigten mindestens einen, vielleicht sogar einen. Er entsann sich an die Welt, mit einem Teich inn der Mitte und Blütenblättern am Rand.
Doch etwas weiter entfernt am Ast lockte noch eine andere Welt, und sie sah genauso aus wie jene Blume, die sie verlassen hatten.

Der erste Frosch saß auf einem Moosfaden und drehte die Augen unabhänig von einander, so dass er beide Welten gleichzeitig beobachten konnte. Eine dort. Und eine dort.
Tiefe falten formten sich auf seiner Stirn...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ho Elle,
deine Froschgeschichte ist total interessant und aufschlussreich. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
Liebe Gruesse
Pa