Donnerstag, 24. April 2008

Mitte März:

Bem dia („dschia“)

fast drei Wochen Exkursion sind um und wir haben unglaublich viele Kilometer hinter uns gelasen. Zu Fuß, zu Boot, zu Bus.

Viermal stecken geblieben und die Karre wieder aus dem Dreck gezogen, einmal Felgenbruch, einen Tracktor des öffteren in einer gigantischen Pfütze versenkt. Die Füße genauso verschlissen wie die Kupplung und den Rest von Moscos verstochen als ob ich das zweite Mal die Masern hätte.

Nachdem ich Rainer vor drei Wochen in Cuiabá getroffen und wir am darauf folgenden Tag den Rest der Gruppe am Flughafen aufgegabelt hatten gings direkt den ersten Bus Halbmarathon straight gen Norden. Zwischen Cuiabá und Alta Floresta liegen über 800 Kilometer Kulturlandschaft, die vor 20 Jahren noch Primärwald waren. Achthundert Kilometer Soja, Zuckerrohr und Rinder, Rinder, Rinder. Je näher man dann Richtung Amazonien kommt, wir auch der Holzeinschalg sichtbar. Rechts und links der wichtigsten Verbindungsstrassen nach Amazonien werden die Sägewerke größer und größer. Keines hat die größe eines „Kolbs“ aber viele „Strübelmühlen“ machen auch nen großen Haufen Sägemehl.

Zuerst kommen die Motorsägen und machen alles brauchbare Stammholz kurz, dann wir etwas gebrandrodet und Soja, Mais und Zuckerrohr entziehen die nächsten zehn, fünfzehn Jahren dem Boden alles was geht und zu guter letzt kann man das letzte Geld noch mit einem haufen magerer Rinder machen.

In Alta Floresta endet der geteerte Soja Highway auf welchem ein ununterbrochener LKW Konvoi die Häfen am Rio Paraguay und am Atlantic ansteuert. Sollte diese Strasse wie geplant durchgehend quer durch Amazonien asphaltiert werden, so wird dass das endgültige Ende amazonischen Regenwaldes bedeuten. Den bis jetzt ist noch die Unzugänglichkeit der Erfolgreiste Naturschützer.

Aber nach 41 Stunden Fahrt haben wir den Rio Teles Pires erreicht, und wir wechseln unser Fortbewegungsmittel. Drei Motorboote bringen uns Flussaufwärts. An der Mündung des „Rio Cristalino“ biegen wir ab.

Dort wo der Schwarzwasserfluss „Rio Cristaliono“ und der Weißwasserfluss „Teles Pires“ zusammenfließen kann man auf vielen Metern beobachten wie die beiden Wasser wie Öl und Wasser nebeneinander fließen, bis sie sich schließlich doch mischen. Dasselbe Phänomen gibt es beim Zusammenfluss von „Rio Negro“ und „Rio Teles Pires“ zur Mutter aller Flüsse, dem Amazonas.

Weitere 20 Minuten den Flußaufwärts und wir haben unsere Dschungel Quartier der nächsten vier Nächte erreicht: die „Cristalino Jungle Lodge“! Mitten in einem privaten Regenwald Schutzgebiet. 650 Vogelarten, Tapir, Jaguar, Ozelot, Agutis und Capibaras. Anacondas und nen haufen anderer Schlangenviecher, Spinnen und Mosquitos…

Gesehen haben wir natürlich nur einen Teil davon. Nachts einen Tapir, tagsüber viele kleine braune und bunte Vögel und auch den ein und anderen Großen. Pfeilgiftfrösche und die absolut giftigsten Schlangen die im Amazonasbecken rum kriechen.

über dem Kronendach in die Ferne schweifen und Affen auf den kopf spucken geht am besten vom 50 Meter hohen Observation Tower der mitten im Wald stehet. Stechviecher frei. Dafür wird man von Geiern umkreist

Von den ganzen Pflanzenkraut ganz zu schweigen. Gegen jedes Zimperle kannte unser Guide eine Wunderpflanze. Blinddarmentzündung, Depressionen und Hepatitis, Mandelentzündung und Popertzenjucken. Wirklich gegen alles nur nichts gegen Mosquitostiche, ts ts ts…

Der fast unberührte Primärwald rund um die Lodge wird von uns 5 Tage lang durchkämpft. Jeder Trail hat was anderes zu bieten. Einer führt zum 40 Meter hohen Paranussbaum, ein anderer zu den Kautchukbäumen. Und überall gibts natürlich Vögel und vorallem bunt bunt bunt und laut.
Ab und zu hört es sich so an als ob hinter dem nächsten Baum eine Boing startet. Da sitzt dann irgendwo am anderen Ende des Dschungels eine Horde die ihren Namen nicht zu unrecht trägt: Brüllaffen, je lauter desto alpha....
Neugieriger und vor allem nicht so laut: Eine Gruppe Spinnenäffchen die in den Wipfeln über dem Ufer des Rio Cristalino sitzt und neugieriger als laut ist.

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